Die aktuell vom Deutschen Weininstitut DWI veröffentlichte Statistik zu Deutschlands Rebsortenlandschaft verzeichnet einen eindeutigen Sieger. Er heißt Grauburgunder und ist die Sorte mit den zuletzt höchsten Zuwachsraten.
Die meist angebauten Rebsorten in Deutschland
Wir sind ganz klar ein Weißweinland, das hat sich auch seit der letzten Erhebung des Statistischen Bundesamts nicht geändert. Mit fast 70 Prozent Anteil haben die weißen Sorten ganz klar die Nase vorn, Tendenz steigend. Beliebteste Sorte ist und bleibt der Riesling, der aktuell auf 24.388 Hektar Rebfäche kultiviert wird. Das entspricht einen Anteil von 23,5 Prozent, also knapp einem Viertel. Aber die weißen Burgundersorten holen auf: satte 278 Hektar Grauburgunder sind neu angepflanzt worden. Keine andere Rebsorte hat so einen deutlichen Zuwachs verzeichnen können.
Deutsche Rebsortenweine – Trends & Tradition
Aktuell sind hierzulande insges. 103.687 Hektar mit sog. Keltertrauben bestockt. Das sind zwar weniger als noch im Jahr 1999 (104.260 ha), aber nach größeren Einbrüchen über die vergangenen ca. 15 Jahre hinweg, scheint der Trend wieder nach oben zu gehen. Gegenüber 2020 kamen über 500 ha hinzu.
Noch bis Anfang der 1990er Jahre war Müller-Thurgau die meist angebaute Rebsorte, dann ging allmählich der Riesling in Führung. Heute ist es unangefochtener Primus inter Pares. Und auch wenn die weißen Burgundersorten mehr und mehr aufholen und auch Bukettsorten wie Gelber Muskateller (598 ha), Scheurebe (1.499 ha) oder auch Gewürztraminer (1.122 ha) wieder in der Gunst des Konsumenten steigen: zu groß ist der Abstand zum Riesling, als dass sich da ein Wandel abzeichnen würde.
Spannend auch die Platzierungen der roten Rebsorten. Wer hätte gedacht, dass Dornfelder die zweithäufgste Rebsorte ist! Und dass Trollinger (länge auf Platz 10) inzwischen von Sauvignon Blanc der Rang abgelaufen wurde…
Grauburgunder – weiter auf dem Vormarsch
Die Nachfrage nach Grauburgunder ist ungebrochen und dieser Trend schlägt sich auch in entsprechenden Neupflanzungen wieder. Und das übrigens nicht nur in Deutschland: erfolgreich ist die Rebe auch als Pinot Grigio, Pinot Gris und sogar in der Champagne ist sie heimisch, dort Fromonteau genannt.
Dass gerade Grauburgunder aka Ruländer (heute eigentlich nur noch für eine besonders „fette“ Stilistik verwendet) so beliebt ist, mag an seiner zugänglichen, oft etwas unverbindlichen Art liegen. Er macht es einem leicht, ihn zu mögen – wobei es zur großen Liebe selten reicht.
Dabei muss man fairerweise sagen, dass die Bandbreite gerade beim Grauburgunder recht groß ist. Sie reicht von fast farblosen, leicht birnenfruchtigen industriellen Exemplaren über solide, wenn gleich eher neutrale Essensbegleiter bis hin zu aromatisch breitgefächerten, cremig-würzigen Großen Gewächsen einerseits und mit Phenolik und Farbe spielenden Orange-Versionen. Wie so oft: wer es ernst mit der Rebsorte meint und mit reduziertem Ertrag, perfekt reifem Lesegut, vielleicht auch Maischestandzeit und Holz- oder auch Amphoreneinsatz arbeitet und die dunklerer Färbung der Beerenhäute als Gewinn und Chance betrachtet, wird am Ende spannende Ergebnisse auch beim Grauburgunder erzielen. Und warum auch nicht!
Grauburgunder ist in der Familie der weißen Burgunder die Sorte, die genetisch am engsten mit dem Spätburgunder verwandt ist. Dieser familiären Nähe verdankt er auch die mehr oder wenig zart gefärbten Beerenhäute. Und durchaus auch das Potenzial zu anspruchsvollen, wenn nicht sogar richtig großen Weinen. Die Rangen de Thann-Weine der elsässischen Domaine Zind Humbrecht sind bestes Beispiel dafür, dass Pinot Gris und Grand Cru durchaus Synonyme sein können.
Du fragst Dich, warum Grauburgunder in 99 Prozent aller Wein sehr hell in der Farbe ist, wo er doch dunkle Beerenhäute hat? Für einen klassischen, konventionellen Grauburgunder werden die Trauben schnell gepresst, längerer Schalenkontakt (bei dem sich die Farbstoffe aus den Beerenhäuten lösen würden) wird vermieden. So entstehen sehr helle Weine – die oft auch wenig Aroma ins Glas bringen. Es gibt aber Winzer, die lassen die Maische (angedrückte Trauben & Saft) erst mal ein bisschen stehen, bevor sie abpressen. Das gibt mehr Farbe (anhängig von der Standzeit und natürlich auch abhängig vom Reifegrad der Trauben, die sich erst spät so richtig umfärben) und auch mehr Aroma. Andere wieder um arbeiten einer Zugabe ganzer Trauben zur Gärung, auch das sorgt für Geschmack, Phenolik und auch Farbe.
Grauburgunder kann auch durchaus farbstark daherkommen. Das verdankt er den leicht bläulichen Beerenhäuten, ein Erbe seines Großcousins Pinot Noir.
Grauburgunder vom Feinsten! Im Elsaß zählt Pinot Gris von jeher zu den Edelsorten und liefert in Grand Cru-Lagen beeindruckende, langlebige Weine von Format.
So dunkel sind die Trauben, wenn der Grauburgunder vollausgereift ist. Man denkt tatsächlich mehr an eine rote Sorte und wundert sich, warum die meisten Weine gar so blass sind…
Die 10 Meist angebauten Rebsorten in Deutschland im Jahr 2024
- Riesling 24 388 ha
- Müller-Thurgau 10.738 ha
- Spätburgunder 11.519 ha
- Grauburgunder 8.372 ha
- Dornfelder 6.618 ha
- Weißburgunder 6.318 ha
- Silvaner 4.430 ha
- Chardonnay 2.912 ha
- Blauer Portugieser 2.196 ha
- Sauvignon Blanc 2.002 ha