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Weingläser

Weinjahr 2024 stellt Weinmarkt Deutschland vor Herausforderungen

 

  • Drittniedrigste Weinerzeugungsmenge in den letzten 15 Jahren
  • Deutlich weniger Prädikatswein erzeugt: Anteil sinkt von 23,7 % auf 16,1 %
  • Mehr als die Hälfte des erzeugten Weins aus Rheinhessen und der Pfalz

Es knirscht an allen Ecken im deutschen Weinmarkt, so der Eindruck beim Blick auf die neuesten statistischen Zahlen zum deutschen Wein und die allgemeine Berichterstattung dazu. Schauen wir uns doch die Zahlen und Fakten einmal genauer an.

Sinkender Weinkonsum, sinkende Produktion

Wie der Deutsche Weinbauverband in seiner Weinkonsumbilanz 2023/2024 Anfang März diesen Jahres mitteilte, wurden im langjährigen Vergleich 5,9 % weniger Stillwein und 4,0 % weniger Schaumwein konsumiert. Allerdings: was langfristig viel klingt, sieht aber bei Betrachtung des bilanzierten Zeitraums gleich etwas moderater aus: Der durchschnittliche Weinkonsum pro Kopf (Personen ab 16 Jahre) lag 2023/24 bei 22,2 Litern für Stillwein und 3,6 Litern für Schaumwein. Das heißt, im Vergleich mit den Vorjahren, dass jeder dt. Bürger (ab 16 Jahren) im Jahr durchschnittlich 0,3 Liter Stillwein und 0,2 Liter Schaumwein weniger getrunken hat – also Was wiederum heißt, dass insgesamt etwa 43 Millionen Wein und Schaumwein jährlich weniger konsumiert wurden. Der größte Teil dieses Rückgangs, so Christian Schörer (Generalsekretär DWV), entfiel auf inländischen Stillwein (–22,3 Mio. Liter), gefolgt von ausländischem Stillwein (–19,4 Mio. Liter) und Schaumwein (–2,2 Mio. Liter). Als Gründe für den zurückgehenden Konsum werden gesellschaftliche und wirtschaftliche Gründe genannt.

Aber es wird nicht nur weniger Wein getrunken, auch die Produktion geht zurück: 2024 wurde fast 10 Prozent weniger Wein als noch im Vorjahr erzeugt. 7,75 Hektoliter Wein waren es am Ende, das entspricht etwa 1 Milliarde Standardflaschen. Zum Vergleich: das war, sagt das Statistische Bundesamt, das drittniedrigste Ergebnis der vergangenen 15 Jahre.

Und dabei waren die Zahlen auch im Vorjahr schon fallend: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 8,6 Millionen Hektoliter Wein und Most erzeugt und das bedeutete gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 3,9 Prozent. Allerdings, und auch das sollte man im Hinterkopf haben, gab es immer wieder Jahre mit geringerer Produktion und Zeiten, in denen über zu viel Wein lamentiert wurde. Übrigens: trotz gesunkener Produktion liegt viel Wein in den Kellern, auch der sog. Fassweinmarkt dümpelt aktuell vor sich hin, auf eine Belebung der Nachfrage wartet man bislang vergeblich.

Viele Gründe für geringere Produktion

Woran liegt’s? Zum einen an den schwierigen Witterungsbedingungen während der Vegetationsphase (Spätfröste vernichteten in vielen Anbaugebieten einen Großteil der potentiellen Ernte, dazu kamen im Jahresverlauf extreme Wetterereignisse, die Hagel, Stürme und auch Starkregen brachten und am Ende den Pilzdruck erhöhten), zum anderen werden immer mehr Flächen stillgelegt – u.a. mangels Nachfrage, mangels Betriebsnachfolger. Gründe gibt es viele.

Die großen Verlierer dieser Entwicklung sind einige der kleinen, weniger als 1000 Hektar großen Anbaugebiete. In Sachsen wurde fast 70 Prozent weniger Wein erzeugt, in Saale-Unstrut über 60 Prozent und an der Ahr kam nur noch die Hälfte des Vorjahresertrags in die Flasche. Ebenfalls zu den Verlierern zählen Württemberg, Baden und Franken, wo im letzten Jahr jeweils etwa ein Viertel weniger Wein produziert wurde. Auch an der Mosel gehen die Erträge zurück (knapp 8 Prozent weniger).

Aber es gibt durchaus auch Gewinner: in den großen Anbaugebieten Pfalz und Rheinhessen, die zusammen für über die Hälfte der dt. Weinproduktion stehen (54,5 Prozent) und die im vergangenen Jahr sogar etwas mehr als zuvor produziert haben.

Weinstatistik Deutschland 2024

Im Jahr 2024 wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Deutschland auf 103 295 Hektar Wein angebaut. Damit nahm die Rebfläche gegenüber 2023 ab (- 392 Hektar). Weißweinrebsorten nahmen um 0,1 % beziehungsweise 45 Hektar auf 71 423 Hektar zu. Rotweinrebsorten hingegen nahmen um 1,4 % beziehungsweise 438 Hektar auf 31 872 Hektar ab.

Die größte Rebfläche weist Rheinland-Pfalz mit 65 091 Hektar aus, die kleinste Rebfläche hat Schleswig-Holstein mit 26 Hektar.

Regional veränderten sich die Rebflächen von 2023 bis 2024 in folgenden Anbaugebieten prozentual am stärksten:

  • + 1,4 % in Sachsen (Zuwachs von 7 Hektar auf 529 Hektar)
  • +0,6% in Rheinhessen (Zuwachs von 171 Hektar auf 27 671 Hektar)
  • +0,5% in Saale-Unstrut (Zuwachs von 4 Hektar auf 858 Hektar)
  • -1,9% in Württemberg (Rückgang von 213 Hektar auf 11 179 Hektar)
  • -1,9% am Mittelrhein (Rückgang von 9 Hektar auf 451 Hektar)
  • -1,4% in Baden (Rückgang von 225 Hektar auf 15 454 Hektar
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