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Barrique-Fässer

Barrique-Fässer

Das Barrique ist ein kleines Eichenholzfass mit 225 Litern Inhalt, das zum Ausbau des Weines genutzt wird. Ursprünglich stammt das Barrique aus Bordeaux, wo es im Mittelalter eingeführt wurde und zum Transport des Weines vorwiegend nach England diente. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte es den rund vier mal so großen Lagerbehälter, den Tonneau, als Transport- und Lagerbehälter so gut wie verdrängt.

Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet Barrique allgemein den Ausbau des Weins in kleinen neuen Eichenfässern. Diese Art des Ausbaus beeinflusst den Stil und Charakter des Weines. Die Lagerung kleinen Holzfass reichert den Wein mit zusätzlichen Tanninen an und verändert den Reifungsprozess. Üblich beim Barrique Ausbau ist das sogenannte Toasten des Holzes, bei dem die Innenseiten des Fasses mit Feuer geröstet (getoastet) werden. Diese Röstaromen werden dann zusammen mit dem Tannin des Eichenholzes an den Wein während der Reifung abgegeben.

Das Holz entscheidet

In der Regel wird das Barrique aus Eichenholz spezieller Eichenbäume hauptsächlich aus Frankreich und Amerika, aber auch aus Deutschland, Ungarn und Slowenien verwendet. Die verwendete Eichensorte prägt den Geschmack des Weines. Fässer aus amerikanischer Eiche geben beispielsweise ein deutlich dominanteres, charakteristisch vanilliges und süßes Aroma ab als diejenigen aus europäischer Eiche. Ebenso bestimmt der Toast-Grad den Geschmack.

Es gibt auch kleine Holzfässer aus anderen Holzarten wie Akazien oder Kastanien.

Die Aromen des Barrique Fasses kommen vor allem bei der ersten Belegung zur Geltung. Bei der zweiten Belegung verliert das Fass bis zu 85% seiner Aromen. Da ein Fass nur zwei bis dreimal verwendet werden kann, verteuert dies die Herstellung der Weine deutlich. Mit der Angabe der Belegung 100% bzw. 50% in neuen Barriques gibt der Weinhersteller einen Hinweis darauf, in welchem Verhältnis neue und einmal genutzte Fässer verwendet wurden. Die Belegung lässt auch Rückschlüsse auf die Intensität des Holz- bzw. Toastgeschmacks zu. Bei 100% neuen Fässern sind diese Aromen natürlich stärker vertreten.

Die wilden 90er

Nachdem auch Wein aus Bordeaux als sogenannter Rotspon in die deutschen Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck im Barrique geliefert wurde, stiegt die Popularität des Ausbaus. Weltweit setzte sich der Barrique-Ausbau ab den 1970er-Jahren durch und führte zur Entwicklung eines internationalen, von vanilliger Holzaromatik geprägten Weinstil. Diese Weine waren vor allem in den 1990er Jahren in Mode und auch in Deutschland waren die kleinen Holzfässer in immer mehr Kellern zu finden. Die Weine allerdings wurden bei der Qualitätsweinprüfung lange Zeit noch abgelehnt: die Prüfer fanden sie zu „holzig“ und zu untypisch in Machart und Aromatik. Um diese Wahrnehmung zu ändern und den Barriqueausbau zu fördern (und auch zu verbessern) gründen einige Winzer 1991 das Deutschen Barrique-Forums. Sie sahen sich bach eigenen Worten als „Pioniere beim Ausbau im kleinen Eichenfass“. Auch die aktuell 24 Mitglieder des Barrique Forum Pfalz widmen sich „individuellen Rotweinen von internationalem Format“. Ebenfalls dem Holz verpflichtet ist die die schwäbische Winzervereinigung Hades (gegr. 1986). Die ehemalige „Studiengruppe neues Eichenholzfass“ ist heute höchst erfolgreich im Barrique-Ausbau. Barriqueweine sind heute ein fester Bestandteil der Weinlandschaft und bei Weinprüfungen ist Holz ist längst kein Grund zur Beanstandung mehr. Holz im Wein ist inzwischen selbstverständlich geworden und auf der anderen Seite haben die Winzer den Ausbau im Barrique perfektioniert. Sie setzen auf das Holz als Strukturgeber, die Vanille-Sägespan-Bomben von einst sind längst Geschichte.

Schon gewusst?

  • Um die Kosten für die Herstellung von Weinen mit Holz- und Toastgeschmack zu senken, werden im internationalen Weinbau Methoden zur Aromatisierung verwendet, die ohne Holzfasslagerung auskommen. Dabei werden dem Wein sogenannte Chips – Eichenspäne – zugesetzt, oder aber das Barriquearoma wird gleich in pulverförmiger oder flüssiger Form hinzugefügt. Seit dem Inkrafttreten des Weinhandelsabkommens zum 1. Januar 2006 dürfen solchermaßen hergestellte Weine in der EU gehandelt werden. Seit Oktober 2006 sind Eichenholzchips auch bei der Weinherstellung in der EU erlaubt. Der Zusatz künstlicher Aromen bleibt hier allerdings weiterhin verboten. Solche Weine dürfen nicht als „Barriqueweine“ vermarktet werden.
  • Von Barrique leitet sich auch das Wort Barrikade ab. Während der französischen Julirevolution 1830 dienten mit Erde gefüllte Barriques als Straßensperren.

 

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