Weintrends 2025
Auch 2025 schauen wir uns für euch die aktuellen Weintrends an. Was kommt, was geht? Was sind die Dauerbrenner? Bringt uns die allgegenwärtige Krisenstimmung, die nicht nur die Weinbranche aktuell im Griff hat, ein Umdenken? Pantone jedenfalls setzt mit der Trendfarbe 2025 einen ganz bewussten Akzent auf Cosiness: Mokka Mousse (das abgesoftete Braun haben wir heute auch für unseren Header und die Überschriften gewählt) soll, so der Wunsch des Pantone Color Institute, unser Bedürfnis nach Behaglichkeit ansprechen und steht für eine „weltweite Stimmung von Verbundenheit, Geborgenheit und Harmonie“. Zuviel des Positive Thinking? Wer weiß, vielleicht muss man einfach öfter an das Gute glauben. In diesem Sinne wünschen wir euch allen ein glückliches neues Jahr!
5 Weintrends für 2025.
Nachhaltigkeit und alles was dazu gehört von ressourcenschonendem Wirtschaften, neuen Packaging-Lösungen, resistenten Rebsorten (PIWI) bis hin zu KI-Einsatz in Keller und Weinberg – das ist längst nicht mehr nur ein Trend. Da haben wir es tatsächlich mit einem Megatrend zu tun, der unter dem Stichwort Neo Ökologie unsere Gesellschaft von Grund auf verändert und der für umfassenden Wandel steht.
#1 Weintrend 2025 – Hidden Gems, Sieger aus der zweiten Reihe
2024 nannten wir „Back to the roots“ als wichtigen Trend und das Comeback der Klassiker ist auch weiterhin angesagt. Auch unser letztjähriger Tipp, mal in den Topregionen der Weinwelt nach links und rechts zu schauen, steht auch in 2025 höher im Kurs den je. Gerade in Regionen, in denen die Topweine unvernünftig teuer geworden sind (nicht primär die „Schuld“ der Winzer, sondern zum einen oft eine Sekundärmarktgeschichte und auch angetrieben durch die überall steigenden Betriebskosten), lohnt der Blick auf Zweitweine, (noch) unbekanntere, regionale Appellationen wie zum Beispiel die Weine der südburgundischen Côte Chalonnaise oder Lugana-Alternativen aus den anderen, zum Teil sehr kleinen DOC-Bereiche der Gardaseeregion. Weine aus der zweiten und dritten Reihe stehen auch in 2025 für spannende Entdeckungen. Riesling haben wir 2024 eine Renaissance prophezeit – die ist tatsächlich in vollem Gange! Auch Guts- und Ortsweine haben weiter einen guten Lauf. Vielleicht kommt 2025 auch Bordeaux wieder auf den Schirm zurück – zum Beispiel die Weine aus der Riege der Cru Bourgeois, die hierzulande oft durchs Raster fallen und die in vielen Fällen ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Übrigens ebenso wie Chianti Classico.
#2 Weintrend 2025 – Exotische Newcomer
Einige Weingebiete, die man bisklang nicht so auf dem Schirm hatte, machen sich gerade auf den Weg heraus aus der Nische. England, Skandinavien, Osteuropa, Indien, China – da geht noch was! Englische Schaumweine machen hierzulande schon eine ganze Zeit lang von sich reden, jetzt sehen wir auch immer öfter Stillweine von der Insel, die sich in Sachen Klimawandel gerade als Gewinner fühlen darf. Ähnlich geht es Erzeugern aus Skandinavien und Osteuropa, die als neuentdeckte Cool Climate Regionen das Zeug zu internationalen Stars haben. Ein kleines Problem: die Anbauflächen sind vergleichsweise klein, die Mengen gering – und exportiert wird (noch) nicht viel.
#3 Weintrend 2025 – Holz & Reduktion
Viele Jahre waren für das Gros der Weine Edelstahltanks die gängige Ausbauform. Holzausbau war vor allem den Premiumweinen in Rot und Weiß vorbehalten. Ich spreche dabei von der breiten Mitte – dass es eine Menge großartiger und exzellenter Spitzenweine gibt, die von jeher in Holz ausgebaut werden, ist klar. Aber gerade in der Breite der traditionell arbeitenden Winzer war bei Holzeinsatz das Material deutlich spürbar, oft hielten sich die aufdringlichen Noten des oft zu stark getoasteten Holzes (Vanille, Rumtopf, Zimt etc.) über Jahre hinweg, vom Charakter der Rebsorte oder gar des Terroirs war wenig zu spüren. Diese Blatt ändert sich jetzt gerade, viele Erzeuger entdecken das Holz wieder für sich. Ob das klassische 225 Liter fassende Eichenholzbarrique oder größere Stückfässer: vor allem die jüngere Winzergeneration arbeitet gerne mit dem traditionellen Werkstoff. Und das selbstbewusst und mit bemerkenswertem Fingerspitzengefühl. Vorbei sind die Zeiten, in denen „geholzte“ Weine an Schreinerei, Vanilleextrakt und Marmelade denken ließen. Was hier jetzt ins Glas kommt, hat seine Role Models oft in Burgund – der Holzeinsatz ist wohldosiert, das Holz gut eingebunden und Toasting ist in der Regel kein großes Thema. Einher mit diesem neuen Holzweg geht oft auch eine gerade ziemlich angesagte Stilistik: dem bewussten Einsatz von Reduktion. Das gleicht leider oft (noch) dem Spiel mit dem Feuer – wenn es gut geht, sorgen die charakteristischen reduktiven, an abgebrannte Streichhölzer, Feuerstein oder Schwefelsalz erinnernde Nuancen für tollen Weinen mit Ecken und Kanten und das gewisse Etwas. Manchmal aber geht es, auch das ist leider so, schief: dann überlagern die reduktiven, schwefeligen Noten alles und sind auch durch beste Belüftung nicht wegzubekommen. Schauen wir mal, ob diese Stilistik nur ein vorübergehendes Modephänomen ist oder ob sich daraus ein neuer moderner deutscher Rotweinstil mausert…
#4 Weintrend 2025 – Struktur sticht Primärfrucht
Orange Wine ist längst kein Aufreger und maischevergorene Weißweine keine Provokation mehr, das hatte sich schon im vergangenen Jahr abgezeichnet. Interessant aber ist, dass immer mehr Winzer tatsächlich auf Maischestandzeiten bei Weißweinen setzen – auch im konventionellen Segment ist diese Technik inzwischen akzeptiert. Das Ganze erinnert ein wenig an die Sache mit der Spontangärung, die noch vor 10 Jahren bei den meisten Winzern verpönt war und die überspitzt gesagt, heute fast schon zum guten Ton gehört. Parallel dazu sind viele Naturweine zugänglicher geworden – kurzum, die Fronten hier sind nicht mehr so verhärtet, der Ton zwischen den Lagern ist entspannter geworden. Und es sieht fast so aus, als hätten wir es hier mit einem sich anbahnenden Paradigmenwechsel zu tun! Lange Zeit war Primärfruchtigkeit das entscheidenden Merkmal der meisten Brot- und Butterweine, der Crowdpleaser und Zechweine. Jetzt kommt auch in diesem Segment immer mehr Struktur mit ins Spiel. Eine noch neue, aber extrem spannende Entwicklung, die uns in den nächsten Jahren noch einige Überraschungen ins Glas bringen dürfte!
#5 (Wein)Trend 2025 – Alkoholfreie Alternativen
Nicht mehr neu, aber immer noch viel diskutiert, viel gelobt, viel (aber zunehmend weniger) geschmäht: alkoholfreie Weine sind zweifellos im Trend. Sie allerdings machen, auch wenn sie immer beliebter und dank neuer Technologien auch immer besser werden, nur einen Teil des alkoholfreien Trends aus. Alkoholfreier Wein wird es an geschmacklicher und sensorischer Tiefe vermutlich nie wirklich mit „the real thing“ aufnehmen können. Warum also würde man als Weinkenner auf einen entalkoholiserten Wein umsteigen? Alkoholfreie Alternativen gibt es doch reichlich – genuin alkoholfreie Produkte, die ganz anders gedacht und entwickelt sind. Fermente, Kombuchadrinks, Teekreation, anspruchsvolle Säfte und viele mehr: die Bandbreite ist groß und wächst – diese Alternativen haben großes Zukunftspotential. Übrigens auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit: die Herstellung von entalkoholisiertem Wein ist bis heute extrem ressourcenintensiv und energieaufwändig.
Bald nur noch alkoholfrei?
Aber aufgepasst: wenn man sich aktuell umschaut, entsteht der Eindruck, dass bald nur noch alkoholfrei konsumiert wird und Wein im herkömmlichen, also alkoholhaltigen Sinne am Aussterben sei. Ein Blick auf die Zahlen allerdings zeichnet ein etwas anderes Bild. Sicher, die alkoholfreien Weine und Alternativen sind da und auch in der Gastronomie zunehmend präsent, aber noch lange kein Breitenphänomen. Zahlenmäßig handelt es sich im Grunde immer noch um ein Nischenphänomen – ähnlich wie vegane Ernährung. Die Marktdurchdringung liegt bei etwa 2 bis 3 Prozent… Auch die Sache mit dem Dry January scheint in diesem Jahr, zumindest wenn man die Insta-Timeline ansieht, weniger zu zünden als noch im Vorjahr. Während die einen sich schon am 4. Januar über das gelungene Ende des trockenen Monats freut, machen andere Wortspiele und läuten den Dry January mit Dry Gin ein. Dazu immer im Hinterkopf die generelle und umfassende Warnung der WHO vor Alkohol aller Art – und die poliltisch und religiös motivierten Gründe hinter. Kurzum: das mit dem Alkohol ist ein heißes Thema im Moment, da wird sicher noch die eine oder andere Woge über uns hinwegrollen in den kommenden Monaten.
Wo geht es hin mit der Weinbranche in 2025?
Der Weinmarkt ist (international) in der Krise und nicht nur in den USA befürchtet die Branche einen deutlichen Einbruch in der neuen Trump-Ära. Strafzölle, Einfuhrbeschränkungen, womöglich fehlende Arbeitskräfte und viele andere Hürden sind die aktuellen Damoklesschwerter der Weinbranche. Hier wird sich einiges bewegen in den kommenden Monaten, die Auswirkungen lassen sich aktuell schwer prognostizieren, wenngleich es viele Modelle gibt. Eines steht zweifelsfrei fest: was auch immer passieren wird, es wird die Weinbranche weltweit treffen.
Eine weiteres riesiges Thema ist der weiter fortschreitende Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterkapriolen. Extremwetter werden auch in 2025 leider an der Tagesordnung sein. Das Arbeiten im Weinberg wird zunehmend unplanbar, Pilz- und Schädlingsdruck steigt, zu viel Wasser hier, zu wenig Wasser dort – wer heute als Winzer arbeitet, braucht gute Nerven. Und im besten Fall auch ein solides finanzielles Polster. Das aber schmilzt bei vielen Erzeugern gerade wie Schnee in der Sonne: die Produktionskosten sind extrem gestiegen, das schlägt sich auf die Weinpreise nieder. Auf der anderen Seite kaufen immer weniger Verbraucher Wein (weil weniger getrunken wird) und wenn sie ihn kaufen, dann eben mit Blick auf den Preis in vielen Fällen im Discounter und nicht beim Erzeuger. Ein echtes Dilemma, das zu lösen eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre sein wird. Was kann man sich einfallen lassen, was können die Winzer tun, um sich gegenüber diesen Veränderungen des Marktes zu behaupten? Sicher ist, Winzer brauchen neue Perspektiven für die Zukunft. Was braucht es, damit auch die nächste Generation in kleinen und mittleren Betrieben noch gut wirtschaften kann? Wir sprechen hier von Betrieben, die oft schon seit vielen Generationen in Familienbesitz sind, die aber andererseits nur wenige Hektar bewirtschaften und ihre Weine selbst ausbauen und vermarkten. Sind neue Vertriebswege hier eine Lösung, neue Kooperationen? Der Einsatz von KI, die es möglich macht, Abläufe zu straffen, Unwettergefahren, Pilzdruck etc. früher zu erkennen, die Abläufe im Keller zu steuern und letztendlich auch Personal einspart? Ist vielleicht auch nachhaltiger Weintourismus ein möglicher Seitenweg aus der Krise? Sind Brachflächen und deren Neunutzung ein Ansatz? Sicher ist, dass hier einiges passieren muss und auch, dass es keine allein seeligmachende Lösung geben wird, um diese Betriebe auch morgen noch gut dastehen zu lassen – und nicht nur die einzelnen Weingüter und Kellereien: am Ende geht um ganze Regionen, denen so immer mehr Kauf- und Wirtschaftskraft abhandenkommt. Wir wünschen uns, dass 2025 etwas mehr positive Energie in diese Diskussion bringt und der Wandel auch als Chance begriffen werden kann.
Das bleibt auch 2025 ein Thema:
Manche gehypte Weintrends der letzten Jahre waren erstaunlich schnell weg vom Fenster. Andere sind gekommen und geblieben, so wie diese:
Rosé
Drink Pink in der Endloschleife. Premium-Rosé weltweit angesagt.
In den letzten 20 Jahren hat weltweit die Rosé-Produktion um 25% zugenommen – und ein Ende ist nicht ins Sicht. Denn auch wenn man immer wieder von einem Aufwärtstrend bei Weißwein hört: Roséwein liegt immer noch vorn bei den Marktanteilen und hat im letzten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr sogar 3,8 Prozent zugelegt. Weltweit ist und bleibt Rosé eine wichtige Stütze des Weinmarkt. „Wine’s decline brightendened by rosé“, schreibt IWSR, Datenspezialist der Weinbranche und sieht Premium-Rosé als Hoffnungsträger einer Branche, die weltweit eine einbrechende Nachfrage verzeichnet. Vor allem in den Schlüsselmärkten USA, UK und Australien ist die Popularität von markenstarken Premiumrosés ungebrochen, wenn nicht sogar steigend.
Schaumwein
Bubbles haben immer Konjunktur. Es muss nicht immer Champagner sein. Deutsche Flaschengärungen weiterhin auf dem Erfolgskurs.
Auch wenn der Alkoholkonsum insgesamt (auch weltweit) deutlich zurückgeht, bei Sekt sagen weniger nein. Das zeigen auch die neuesten Zahlen zum Weinkonsum, die das Deutsche Weininstitut jetzt veröffentlichte. So ist im Weinwirtschaftsjahr 2022/23 (01.08. 2022 bis 31.07. 2023 der Pro-Kopf-Weinkonsum deutlich von 19,9 Liter auf 19,2 Liter (bezogen auf die Gesamtbevölkerung) zurückgegangen, während der Schaumweinkonsum stabil bei 3,2 Litern (pro Kopf / Gesamtbevölkerung) liegt. Interessant: In Frankreich gingen (nicht zuletzt auf Grund der deutlich angezogenen Preise) die Absätze bei Champagner drastisch zurück. Gewinner dieser Entwicklung sind zwei deutlich günstigere Schaumweine: Prosecco, der bei den französischen Konsumenten unter 50 derzeit boomt und so für ein Absatzplus von etwa 9% sorgt, auch Crémant ist mehr gefragt denn je und legt 4% zu. In der Champagne interpretiert man die Zahlen freilich etwas anders: der rückläufige Konsum sei nach den Rekordumsätzen im Jahr 2022 (325,5 Mio Flaschen, davon 42,5% in F, erster Exportmarkt = USA) eine Rückkehr zur Normalität.
Zum Nachlesen: Das waren unsere Weintrends 2024