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Frauenpower aus Südtirol

Okt 9, 2019 | 3 Fragen

3 Fragen – 3 Antworten. Wir sprechen mit Eva Kaneppele vom Südtiroler Weingut Ritterhof.

Wer kennt sie nicht, die Roner-Birne! Jenen unverwechselbaren Williamsbrand mit der Birne in der Flasche. Diesem und anderen Bränden und Destillaten verdankt die in Tramin ansässige Brennerei Roner ihren guten Ruf weit über die Landesgrenzen Südtirols hinaus. Das heute in dritter Generation von Karin Roner geführte Familienunternehmen wurde 2010 „Destillateur des Jahres“ und auch die Grappe und Brände der Roners landen regelmäßig und international auf Siegerpodesten. Weniger bekannt hingegen ist, dass die Familie bereits seit 1999 auch ein Weingut besitzt, den Ritterhof in Kaltern. Geleitet wird das 40 Hektar große Weingut (10 ha eigene Weinberge und 30 ha Vertraglich gebundene Winzer) von Karin Roners Ehemann, Ludwig Kaneppele. Seit Anfang 2019 steht ihm Tochter Eva zur Seite. Nach Studium und Auslandsaufenthalt entschloss sich die 29-Jährige, nach Hause zurückzukommen und in den Familienbetrieb einzutreten. Wir trafen Eva Kaneppele am Randes des Südtirol Wine Summit 2019 und sprachen mit ihr über die neue Rolle, ihre Projekte und darüber, wie es ist, als junge Frau in der Südtiroler Weinbranche und in der Weinstraße 1 in Kaltern Fuß zu fassen.

 

Liebe Frau Kaneppele, jetzt sind Sie schon seit einem halben Jahr wieder zurück im Ritterhof. War es eine schwere Entscheidung, nach Südtirol zurückzukehren und in den Familienbetrieb einzutreten?

Es ist wichtig, andere Realitäten zu kennen. An meinen verschiedenen Stationen im In- und Ausland habe ich viele Menschen, Kulturen und Arbeitsweisen kennengelernt, das schützt vor der eigenen Betriebsblindheit. Bei Telefonaten, Skype-Calls oder bei meinen Besuchen in der Heimat, war der Wein und Ritterhof immer Gesprächsthema.

Nach Südtirol zurückzukehren war für mich nicht schwer, auch wenn die ersten 3 Wochen eine echte Umstellungsphase für mich darstellten. Aber das Eintreten in den Familienbetrieb war eine bewusste Entscheidung und ich genieße jeden Tag.

Ein starkes Team: Eva Kaneppel und ihre Vater Ludiwg

Ein starkes Team: Eva Kaneppele zusammen mit ihrem Vater Ludwig.

Wie fühlt sich das an, wenn man an den Ort der Kindheit zurückkommt und mit einem Mal eine ganz neue Rolle übernimmt?

Ein einziges Gefühl zu nominieren, ist nicht möglich. Es ist ja nicht, dass man komplett weg war oder das erste Mal ein neues Team kennenlernt. Unsere Mitarbeiter sind für uns ein Teil unserer Familie und einige von Ihnen sind schon über 10 Jahre im Ritterhof. Der Kellermeister schon über 20 Jahren. Diese Menschen haben mich aufwachsen gesehen und mich auch auf meinem Weg begleitet. In meiner neuen Rolle habe ich meinen Vater Ludwig zur Seite, der mich unterstützt und fordert. Dies trifft auch auf die Mitarbeiter zu.

Ich kann sagen: ich hatte das Glück meine ersten Schritte in der neuen Rolle auf einem gefestigten Fundament zu machen und darauf aufbauen zu können.

 

Sie sagen, Sie hatten das Glück, nie in eine Rolle gedrängt worden zu sein – was im Umkehrschluss ja auch heißt: Sie hatten von vorne herein die Möglichkeit, in den Familienbetrieb zu gehen. Wenn ich mich aber sonst so in Südtirol umschaue: bis auf wenige Ausnahmen erscheint mir die Südtiroler Weinwelt immer noch sehr traditionsverhaftet. Die Weingüter sind meist sehr klein, seit mehreren Generationen in Familienbesitz und in der Regel übernimmt immer noch der älteste Sohn den Betrieb. Wie erleben Sie das – ist es für eine junge Frau in Südtirol besonders schwer, im Weinbetrieb Fuß zu fassen?

Tradition ist in Südtirol und auch im Weingut Ritterhof sowie der Brennerei Roner tief verwurzelt. Ob in der Weinwelt oder in anderen Sektoren die traditionell von Männern dominiert wurden, haben starke Frauen vorgemacht, dass man mit Können und Mut alles erreichen kann. Diese und auch meine Mutter, die in der Destillatewelt auch eine Seltenheit darstellte, habe ich mir als Vorbilder genommen. Natürlich gibt es noch gelegentliche Situationen, dass wenn ich und ein Mann nebeneinander stehen, die Fragen zum Wein an den Mann gestellt werden. Diese sehe ich aber nicht als Problem sondern als Reiz, meine Stärken und mein Wissen spielerisch und leicht darzubieten.

 

Erzählen Sie uns bitte noch ein bisschen über Ihren Alltag im Weingut. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Jeder Tag ist anders. Von der Erntebesprechung und Verkostungen mit dem Kellermeister bis hin zu administrativen Aufgaben. Im Moment liegen mir zwei Bereiche besonders am Herzen: Marketing und der Detailverkauf. Dies bietet mir die Möglichkeit mit unseren Gästen direkt in Kontakt zu treten, ihre Geschichten zu erfahren und gleichzeitig auch noch einen tieferen Einblick in das eigene Weingut zu bekommen.

 

Der Ritterhof in 10 Jahren?

Die Glaskugel wäre hier sicherlich hilfreich. Ritterhof in 10 Jahren ist für mich ein naturnahes, natürlich gewachsenes und familiengeführtes Weingut.Ein Weingut für Insider und Liebhaber von eleganten und gebietstypischen Südtiroler Weinen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Anteprima-Verkostung im Rahmen des Südtiroler Wine Summit 2019Bildrechte: wein-abc

Im September fand in Bozen der von idm Südtirol und Südtirol Wein organisierte Südtiroler Wine Summit 2019 statt. Bei der Anteprima-Verkostung stellten führende Winzer der Region ihre neuen Jahrgänge vor.

Eva Kanepple vom Weingut Ritterhof Bildrechte: wein-abc

Mit dabei: Eva Kaneppele vom Weingut Ritterhof.

Südtiroler Wine Summit 2019, Bildrechte: wein-abc

Natürlich gibt es bei dem in Kaltern ansässigen Weingut Ritterhof auch den legendären Rotwein ‚Kalterersee‘. Uns aber gefallen vor allem die saftigen Weißweine der Kaneppelers.

Wir bedanken uns an dieser Stelle auch bei idm Südtirol und Südtirol Wein, die uns die Teilnahme am Südtirol Wine Summit 2019 ermöglicht haben.

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