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Der wein-abc Sekt-Fahrplan

Unser Sekt-Fahrplan zum Jahresende – von Markensekt bis hin zu Winzerchampagner

Hauptsache es bubbelt im Glas! Denn dann macht es nicht nur gute Laune, ist sprichwörtlich gut für den Kreislauf, sondern sieht auch festlich aus. Aber was da nun perlt und ein glitzerndes Bällebad ins Glas zaubert, ist am Ende Geschmacks- und ganz ehrlich auch eine Budgetfrage. Wir erklären euch die wichtigsten Stichworte rund um Sekt, Crémant und Champagner. Und sprechen mit Loïc Carlier von champagnerkollektion.de über … na klar, Champagner!

Der wein-abc Sekt-Fahrplan. Wie du deinen Sekt findest.

Die Auswahl im LEH und beim Fachhändler macht es wirklich nicht einfach. Neben den deutschen Sekten, den Champagnern und Prosecco gibt es ja auch noch Franciacorta, Cava und andere wundervolle Sprudler aus aller Welt. Und immer bei Wein geht auch hier Probieren so oft über Studieren. Mit unserem kleinen Sekt-Fahrplan könnt ihr die Richtung schon mal ganz gut eingrenzen und steht am Ende auch nicht ganz orientierungslos im Laden!

Du sucht etwas Unkompliziertes zum Anstoßen und willst dabei nicht deinen Monatslohn vertrinken?

Dann ist ein einfacherer Prosecco frizzante für dich ebenso die richtige Wahl wie einer der soliden LEH-Markensekte.

Du möchtest mit dem Sekt anstoßen, aber auch deine Gäste beeindrucken, das Budget spielt heute mal keine Rolle?

Entscheide Dich für ein der großen Champagner-Marken – vielleicht sogar eine Highend-Jahrgangscuvée. Das hängt am Ende davon an, wie sehr (und wen) Du beeindrucken möchtest…

Du möchtest etwas Besonderes, mit dem du auch gut ein festliches Menü begleiten kannst?

Ein handwerklicher, lange (und das heißt deutliche über den üblichen neun Monate) auf der Hefe gereifter Winzersekt oder -champagner mit wenig Dosage ist hier die richtige Wahl. Im spezialisierten Fachhandel bist du gut aufgehoben und bekommst gute Tipps.

Du hast Weinkenner zu Gast und möchtest mit einem Geheimtipp Szenenapplaus kassieren?

Nicht einfach, denn deine Gäste kennen sich aus, aber doch keine unmögliche Sache. Auch hier sind handwerkliche Sekte in jedem Fall die richtige Entscheidung! Vielleicht nimmst Du einen freakigen Pétillant Naturel, gehst mit einem Sekt im Bockbeutel ungewöhnliche Wege oder überrascht mit einem roten Sekt. Die Vielfalt bei Sekt ist riesig und du findest im Fachhandel ganz bestimmt etwas Ausgefallenes.

Deutschland ist Weltmeister … im Sektkonsum!

Millionen Sektkorken werden auch an diesem Silvester wieder knallen und vielen von uns prickelnde erste Moment schenken. Denn wir Deutschen lieben Sekt! Und nicht nur den in den deutschen Anbaugebieten produzierten deutschen Sekt oder den immer mehr boomenden Winzersekt. Nein, auch Sekte und Schaumweine aus aller Welt entkorken wir mit Leidenschaft. Kein Wunder also, dass wir mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von guten 3 Litern als unangefochtener Weltmeister des Schaumweinkonsum. Selbst in Frankreich, der Heimat Champagner und Crémant, trinkt man deutlich unter zwei Litern pro Kopf & Jahr. Um sich mal klarzumachen, um welche Mengen es hier geht: im Jahr 2021 wurden in Deutschland satte 264,2 Millionen Liter Sekt konsumiert. Und, auch das weiß das statistische Bundesamt: rund 7 Prozent aller auf alkoholische Getränke entfallenden Haushaltausgaben werden in Sekt investiert. Was wir daraus lernen? In der Regel kommt günstiger Sekt ins Glas, anspruchsvollere Winzersekte, Champagner und andere hochpreisige flaschenvergorene Schaumweine sind nach wie vor Nischenprodukte. So wurden etwa im Jahr 2021 „nur“ 11 Millionen Flaschen Champagner nach Deutschland exportiert – übrigens keine Ausreißer nach unten, wie die langjährigen Zahlen im Vergleich zeigen. Und weil alle gejammert haben, dass durch die Pandemie der Champagnerabsatz so gut wie zum Erliegen gekommen sei – die Zahlen sagen etwas anderes: im Jahr 2020 gingen immerhin mehr als 10 Millionen Flaschen nach Deutschland. Und nein, auch vor der Pandemie waren es nicht viel mehr – am meisten vielleicht noch im Jahr 2011 mit 14,2 Mio. importierter Flaschen.

Ob Winzersekt, Winzerchampagner, Cava oder Prosecco - die Vielfalt ist groß
Feine Perlage - Kennzeichen eines guten Winzersekts

Was nehme ich denn jetzt an Silvester- Winzersekt, Crémant oder doch „echten“ Champagner?

Es ist ja immer die Frage, was genau will man mit dem Glas Sekt? Geht es nur um ein Gläschen zum Anstoßen, wird in vielen Haushalten wohl auf eine der großen und kostengünstigen Handelsmarken zurückgegriffen. Dabei haben dann zwei Big Player die Nase vorne: das Handelshaus Rotkäppchen-Mumm, das mit insgesamt acht Sekt- und zwei Proseccomarken (darunter Geldermann, Jules Mumm, Rotkäppchen und Ruggeri) eine Anteil von 50 Prozent des deutschen Sektmarkts abdeckt und nach eigenen Angaben deutscher Marktführer ist und auf der anderen Seite Henkell Freixenet. Das heute zum Oetker-Konzern zählende Genussmarkenhaus ist nach eigenem Bekunden Weltmarktführer und steht hinter so starken Brands wie Freixenet, Henkell, Mionetto und auch Fürst von Metternich. Diese Sekte sind oft nicht flaschenvergoren, sondern im Tank vergoren (Charmat-Methode) worden. Und wenn nicht explizit „Deutscher Sekt“ oder „Sekt b.A.“ auf dem Label steht, dann kommen die Trauben auch nicht ausschließlich aus Deutschland. Nicht selten sitzt oben ein Plastikverschluss anstatt eines natürlichen Sektkorkens. All diese Faktoren erklären auch den gegenüber Champagner, Crémant und Winzersekt erheblich günstigeren Preis.

Wenn du dich fragst, welche Weinbegleitung du zum Festmenü servieren kannst – wir hätten da ein paar Tipps für Dich

Starke Brands, vielfältige Bubbles

Dafür aber gibt es hier unter dem Motto „Wiedererkennungsfaktor starker Marken“ viel Vielfalt für ein breites Publikum: alkoholfrei, vegan, von knochentrocken bis süß und von gediegen bis partytauglich werden hier ganz schön viele Erwartungen erfüllt. Aber halt längst nicht alle! Und genau hier schlägt die Stunde der Winzersekte – und champagner, der Crémants, Franciacortas, Proseccos, Cavas etc. aus handwerklicher Fertigung oder natürlich die der Highend-Champagner, die entweder als Renommiergeschenk erworben werden, um bella figura zu machen oder deren spezielle Jahrgangsversionen echten Freaks und Sammlern das Fest verschönern. Diese Nobel-Markenchampagner sind im Fachhandel und auch im gut sortierten LEH keine Seltenheit.

 

Italienischer Schaumweinmarkt boomt – nicht zuletzt dank Aperol Spitz!

Schaumwein ist ein Getränk, das wohl wie kaum ein anderes an gesellige Anlässe gebunden ist. Gerade für jüngere Konsumenten ist es dann oft der Prosecco, der den Einstieg in die Welt der Schaumweine öffnet, auch in Italien, wo die Boomergeneration gerade den Aperitivo (wieder-)entdeckt. Das erklärt, warum der norditalienische Prickler der Motor hinter dem aktuell zu beobachtenden Absatztrend in Italien ist. Vorallem der Aperol Spritz-Boom, der offenbar noch längst nicht seinen Höhepunkt gesehen hat, beflügelte den Schaumweinkonsum südlich der Alpen in einem beeindruckenden Maße. „Bollicine“ sind super angesagt – und so vermutet der Branchendienst IWSR sogar, dass Italien Deutschland sehr bald den Rang als stärkster Sektkonsument ablaufen wird.

Aperol Spritz hat immer noch Hochkonjunktur

Die Sache mit dem Winzerchampagner

Stark im Kommen sind Winzerchampagner, lange Zeit waren sie echte Nischenprodukte, aber immer mehr Fachhändler (insbesondere in den Metropolen) spezialisieren sich auf die von kleinen handwerklichen Betrieben der Champagne stammenden Sekte. Loïc Carlier, der zu Beginn der Pandemie die Handelsplattform weinkollektion gegründet hat, sieht hier einen echten Trend – und hat gerade mit champagnerkollektion eine zweite Website online gestellt. Wir haben mal bei ihm nachgefragt:

Loïc Carlier von champagnerkollektion.de

Loïc Carlier weiß, warum gerade Winzerchampagner aktuell so gefragt ist.

Loïc, Du bietest seit einiger Zeit auf champagnerkollektion.de Marken- und Winzerchampagner an. Das Model ist ähnlich wie bei Deiner weinkollektion – es ist ein Marktplatz für Händler. Wer ist bei Deiner Champagnerkollektion mit an Bord?

WeinKollektion und ChampagnerKollektion basieren auf dem gleichen Modell: Weinhändler aus Deutschland können bei uns ihr Sortiment anbieten, wir kümmern uns um das ganze Marketing. Die Händler erschließen sich so neue Onlinemärkte, müssen aber dafür keine eigenen Investitionen tätigen. Das kam so gut, dass wir von im Sommer 2022 schon an die 12.000 Positionen an Weinen, Schaumweinen und Spirituosen gelistet hatten (angefangen haben wir mit ca. 1200!). Also ein riesiger Sprung! Und so kamen wir auf die Idee eine eigene Champagner„Welt“ zu kreieren. Hier gibt es wirklich NUR Champagner, angeboten von unseren Weinhändler-Partnern und sehr spezialisierten Champagner-Importeuren und sogar Winzern aus der Champagne.

Welche Champagner sind aktuell besonders gefragt?

Gerade für ihre Weihnachtsfeier wollen viele die Grandes Maisons wie Taittinger, Moet oder Krug. Wenn es um Geschenke geht, suchen die Leuchte eher nach Nischenchampagner wie Elise Bougy, Dosnon, Delespierre, etc. (es gäbe da so viele Name zu nennen…!!!) oder legendäre Name wie Cristal Roederer. Interessant ist, dass viele Konsumenten uns wegen eines bekannten Namens gefunden haben, am aber Ende feststellen, dass wir viel mehr zu bieten haben – aktuell immerhin über 50 Champagnernamen!

Welches Geschmacksprofil hat die Nase vorn?

Geschmacklich ist (und bleibt) der Brut die Referenz. Weiß bleibt vor Rosé. Chardonnay vor Pinot Noir oder Pinot Meunier. Aber auf Dauer gibt es einen starken Trend zu Brut Nature bzw. Zero Dosage (ohne Zucker). Immer öfter wird auch 100% Pinot Meunier angeboten und gesucht. Also, der Champagner Welt bietet definitiv eine riesige Vielfalt und deswegen wollten wir es als „Kollektion“ mit schon über 50 Champagne Hersteller auch anbieten.

Loïc, Du hast jetzt immer wieder von Winzerchampagner gesprochen. Was unterschiedet ihn von Markenchampagner?

Dafür muss man ein bisschen in die Geschichte des Champagner zurückblicken. Der Markt für Champagne hat sich erstmal für jahrgangslose Cuvées interessiert. Da das Klima in der Champagne eher kühl ist, sind die Schwankungen von Jahrgang zu Jahrgang groß und immer wieder gibt es Problem mit dem Ausreifen der Trauben. Deshalb hat sich der Markt erstmal für die jahrgangslose Assemblage interessiert. Erst später, im 20. Jahrhundert, haben die Winzer dank besserer Technologie und mit viel Idealismus angefangen zu experimentieren. Champagne aus Einzellagen oder biodynamische Champagne kamen Mitte des 20. Jahrhunderts auf dem Markt und bedienten schon damals das luxuriöse Image der Region. Heute sind Winzerchampagner ebenso gesucht wie die besten Champagner der Grandes Maisons. Und eines steht fest: oft bieten die Winzerchampagner viel mehr im Glas: mehr Geschmack, mehr Aromen, mehr Komplexität und vor allem mehr Vielfalt!

Vielen Dank an Loïc Carlier von champagnerkollektion, für das Gespräch!

… und dann wäre da ja auch noch das Thema Winzersekt!

So darf sich seit Mitte der 1980er Jahre ein deutscher Sekt nennen,  der auf einem Weingut aus den Trauben des Weinguts nach traditioneller Methode (= Flaschengärung, so wie auch in der Champagne) hergestellt wurde. Zugegeben, der Begriff ist extrem sperrig und nicht gerade sexy. Die Produkte hinter diesem bräsigen Begriff aber sind wirkliche Überraschungen und großartige Handwerkskunst! Und auf dem Etikett taucht dieser Begriff auch so gut wie nie auf – da steht dann „Sekt b.A.“ (b.A. heißt nichts anderes als „bestimmte Anbauregion“ und das wiederum sagt aus, dass die Trauben eben aus genau der Region kommen, wo auch der Sekt gemacht wurde). Das Preis-Genuss-Verhältnis der Winzersekte ist in der Regel mehr als fair – aber immer auch abhängig davon, wie lange der Sekt auf der Hefe lagerte. Wie gut deutscher Spitzensekt inzwischen abschneidet und dass auch immer mehr junge Betriebe auf diesen Zug aufspringen und selbst versekten, zeigte kürzlich auch der VINUM Sektaward, dessen Jury die besten deutschen flaschenvergorenen Sekte in verschiedenen Kategorien kürte. Unterstützt wurde der Wettbewerb übrigens vom Verband der traditionellen Sektmacher e.V. – ja, auch so etwas gibt es im Sekt-Weltmeisterland!

Und Crémants! Ja, die gibt es auch in Deutschland…

Einige dieser handwerklichen deutschen Sekte firmieren übrigens als Crémant – und wer bei diesem Wort an Frankreich und Sekte wie etwa den Crémante de Loire oder Crémant de Bourgogne denkt, hat durchaus recht. Also einerseits. Andererseits steht Crémant auch für „Méthode champagnoise“ (der Begriff darf aber seit längerem schon nur noch in der Champagne benutzt werden, überall sonst heißt es „traditionelles Verfahren“ oder halt Crémant). Seit 2009 jedenfalls erlaubt jetzt auch das deutsche Weingesetz diese Bezeichnung, vorasugesetzt der Sekt erfüllt einige Bedingungen, wie etwa die Ganztraubenpressung, 2. Gärung in der Flasche, nach der Cuvettierung mindestens 9 Monate auf der Vollhefe, Angabe von Rebsoirte und Jahrgang. Wie gesagt, man kann die Bezeichnung wählen, muss aber nicht, manche entscheiden sich dafür, da offenbar der französische Begriff in den Kundenohren „edler“ klingt und einen höheren Preis rechtfertigt. Andere wiederum sehen „Crémant“ als besondere Stilistik und bezeichnen damit besonders elegante, feinperlige flaschenvergorenen Sekte aus ihrem mittleren Segment. Insgesamt scheint der Crémant im Kommen zu sein, immer mehr Winzer bieten ihn in ihrem Portfolio an und das durchaus mit Erfolg.

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