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Weinlese 2017 – die wein-abc Umfrage
Auch zur Weinlese 2017 führen wir unsere bereits traditionelle wein-abc Umfrage zur Situation in Weinberg und Keller durch. Hier sind die ersten Rückmeldungen … Die früheste Lese aller Zeiten? Super Qualität, aber wenig Menge? Frost- oder Trockenschäden, Pilz- oder Schädlingsdruck? Zuviel Wasser, zu wenig oder einfach Niederschlag zu falschen Zeit? Kaum hängen die ersten reifen Trauben an den Stöcken geht es alljährlich los mit Einschätzungen aller Art. Land auf Land ab orakelt und vermutet es – wir fragen nach, auch in diesem Jahr.

Bürgerspital – Franken

Am 5. September begann hier die Lese: Bacchus und Müller-Thurgau wurden bereits vollständig gelesen. Da auch die Qualität der roten Trauben bereits beachtlich war, wurden auch diese im gesunden Zustand geerntet. Bemerkenswert in 2017 ist die sehr kurze Vegetationsperiode, die von der Blüte bis zur Lese zwischen 81 und 88 Tagen lag. Diese „Turboreife“ führt man im Bürgerspital auf die anhaltenden Niederschläge während des Sommers verbunden mit hochsommerlichen Temperaturen zurück. Auch hier in Franken haben die Wetterkapriolen des Jahres 2017 ihre Spuren hinterlassen: Die Erntemengen sind über das Gebiet gesehen sehr unterschiedlich. Wie Nicole Eisert, im Bürgerspital für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, berichtet, erwartet man leider eine unterdurchschnittliche Menge, die dem Spätfrost und nun am 15. August dem Hagel geschuldet sind, der vor allem den Würzburger Stein hart getroffen hat. Generell aber sind die Erwartungen in die VDP.ERSTE LAGE und VDP.GROSSE LAGE – Weine sehr gut: „Mit einer perfekten Laubarbeit wurden diese Weinberge im Sommer auf TOP-Qualität eingestellt, Trauben geteilt und mit moderater Menge auf alle Unwägbarkeiten vorbereitet. Dies zahlt sich nun aus!“ Man ist also durchaus optimistisch hier in Würzburg: „In der zweiten Lesehälfte Ende September werden wir an die Lagenweine gehen – wir sehen diesen mit großer Zuversicht und Gelassenheit entgegen.“  
Weinlese im Weingut Kuhnle
Alle Generationen helfen im Weingut Kuhnle bei der Lese.
Daniel und Matthias Kuhnle
Startklar: Matthias (li.) und Daniel Kuhnle im Keller des elterlichen Betriebes.
Robert Haller, Weingutsdirektor des Würzburger Bürgerspitals
Robert Haller, der Weingutsdirektor des Würzburger Bürgerspitals, prüft mit Hilfe eines Refraktometers den Oechslegehalt der Trauben.

Weingut Kuhnle – Baden-Württemberg

Im Weingut Kuhnle begann die Lese am 5. September. Damit endete ein durchwachsenes Weinjahr, das dem Strümpfelbacher Traditionsbetrieb nach heftigem Frost im Frühjahr zunächst einen trockenen Frühsommer und dann sehr viel Regen im Spätsommer bescherte. Jetzt aber, zeigt sich Daniel Kuhnle zuversichtlich, „sieht es so aus, als würde es in nächster Zeit trocken bleiben, was wichtig für die Traubenlese wäre.“ Die einzubringenden Mengen jedoch sind sehr gering (etwa die Hälfte des sonst gewohnten Ertrags) und auch die Qualität beurteilt Kuhnle nur als „mittelmäßig“: „Da es durch den Frost bei uns nur ca. die Hälfte an Menge der Vorjahren gibt, ist dadurch auch der Lesezeitpunkt früher als sonst. Vor allem auch wegen des vielen Regens in letzter Zeit setzt sehr die Fäulnis ein. Die Trauben sind aber bereits sehr reif, sodass man guten Gewissens dir frühen Sorten abernten kann.“

Privatsektellerei Reinecker – Baden

„Da wir ein reiner Sektherstellungsbetrieb sind und deswegen ausschließlich Sektgrundweine ausbauen, startet die Lese bei uns jedes Jahr sehr früh. Dieses Jahr sogar rekordverdächtig früh, ähnlich wie 2003 und 2009 bereits am 28. August,“ berichtet Herbert Reinecker. „Für unsere 5 Hektar Weinbaufläche benötigen wir 9 bis 10 Tage (100% Handlese), so dass wir bereits am 8. September die Trauben eingebracht hatten. Von den Frühjahrsfrösten im April blieben wir weitgehend verschont. Der Vegetationsverlauf war unproblematisch, es gab relativ wenig, aber nicht zu wenig Niederschläge und somit auch keinerlei Probleme mit Rebkrankheiten. Durch den sehr warmen Juli und August wurde die Lese ein bis zwei Wochen „vorverschoben“, wie man es nach dem Blütezeitpunkt anfangs erwartet hatte. Die Trauben waren sehr gesund und bei den meisten Klonen auch gleichmäßig ausgereift. Beim einen oder anderen Weinberg und Klon mussten Ungleichheiten im Reifegrad durch zweifaches Lesen ausgeglichen werden. Die Menge war mit 65 bis 70 Liter pro Hektar wie jedes Jahr in unserem Betrieb, da wir im Wesentlichen von Frostschäden verschont geblieben sind. Die Moste weisen ähnliche pH Werte wie 2016 auf, die Extraktwerte liegen überraschenderweise fast 20% höher. Ebenso überraschend ist es, dass das Apfelsäure/Weinsäure-Verhältnis im Vergleich mit 2016 deutlich in Richtung höherem Apfelsäure-Gehalt verschoben ist. Eigentlich ein Indikator für ein weniger reifes Jahr, für Sektgrundweine wegen der daraus resultieren Fruchtigkeit und Frische plus der hohen Extraktwerte der Moste und Weine aber eine ideale Konstellation.“

Weingut und Brennerei Politschek – Württemberg

Auch Klaus Politschek hat am 6. September mit der Lese begonnen. Er allerdings war positiv überrascht von der Menge. „Trotz Frost, so der Winzer aus Bad Friedrichshall, „gibt es einen fast normalen Herbst. Bis jetzt.“ Mehr Probleme als sonst allerdings macht die Kirschessigfliege.