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Unterwegs an der Rhône

im milden Rhônetal, wo, von Bergen rings umschlossen, ein grünes Plätzchen Erde liegt, geschützt vor allen Winden, geschmückt mit Weinlaub und Kastanienwald bis an den Fuß der grauen Felshörner hinan, deren Schneegipfel hoch ins Himmelblau ragen – Johanna Spiry, Im Rhônetal, 1880

Unterwegs an der Rhône

Sie entspringt im schweizerischen Wallis und mündet unweit von Marseille ins Mittelmeer: die Rhône, die im Französischen übrigens maskulin als „le“ Rhône daher fließt. Über 800 Kilometer liegen zwischen Quelle und Mündung dieser uralten Lebens- und Verkehrsader – bis heute ist sie bzw. ihr weites Tal eine der zentralen Nord-Süd-Achsen Europas. Und nicht nur das: für Weinfreunde hat das Wort „Rhône“ einen ganz besonderen Klang. Oder wie es die neue Kampagne der Côtes du Rhône auf den Punkt bringt: „Wo die Rhône fließt, prägt das Land den Menschen“. Ob nördliche Rhône oder die im Süden gelegenen Côtes du Rhône – hier gibt es überall wunderbare Weine zu entdecken.

 

Alles im Fluß: großes Weinkino von den Ufern der Rhône.

Die für Weingenießer spannenden Flussabschnitte beginnen gleich hinter Lyon mit dem „Vallée du Rhône“ bezeichneten, etwa 300 Kilometer langem Unterlauf des Flusses. Da sind die großen Weine der sogenannten nördlichen Rhône, wo an kargen, steilen Hügeln einige der besten, berühmtesten und leider auch kostspieligsten Weine Frankreichs erzeugt werden. Côte Rotie, Condrieu, Saint Joseph und die begehrten Hermitage-Lagen sind hier die Trigger für Weinfreunde mit Lust auf Syrah und Viognier. Diese Rebsorten sind hier die großen Stars, sie gelingen im einzigartigen Mikroklima hier kraftvoll und zeigen dennoch eine einzigartige Frische, auch die Roten! Gut möglich, dass hier der eiskalte Mistral, der berühmt-berüchtigte, von Norden her durch das Rhônetal brausende Wind, seine Finger mit im Spiel hat. Er sorgt für Abkühlung, ebenso wie die hohen Lagen der besten Weinberge hier großen Einfluss haben.

Heiß, heißer, am heißesten – die südliche Rhône

Nach Tain-l’Hermitage weitet sich das Tal, es wird flacher und es ist nicht mehr weit bis Valence. Von hieraus sind es noch knapp zwei Stunden bis zu den Stränden des Mittelmeers, hier fängt der Süden an! Kein Wunder also, dass viele die Hauptstadt des Départements Drôme auch als „la porte du Soleil“, das Tor zur Sonne bezeichnen! Auf jeden Fall sind wir hier bereits in der Provence und was den Wein angeht, mitten im Gebiet der südlichen Rhône.

Die Weinberge zwischen Vinsobres und Nyons

Die Weinberge zwischen Vinsobres und Nyons.

Die Côtes du Rhône – Genuss der Vielfalt.

Die südliche Rhône ist in vielerlei Hinsicht ganz anders als ihr nördliches Gegenstück. Das Klima ist mediterran, im Sommer heiß, sehr heiß. Auch hier schlägt der Klimawandel mit aller Wucht zu: in den letzten Jahren gab es über die gesamte Vegetationsperiode so gut wie keine Niederschläge. Damit kommen die hier in den Côtes du Rhône angebauten Reben im Zweifelsfall noch ganz gut zu Recht. Was aber wirklich fatal ist: in den Nächten sinken die Temperaturen kaum noch ab, die Aromatik und vor allem auch die Säurestruktur der Trauben ändert sich, Zuckergehalt allerdings nimmt zu. Die Weine verändern sich, so sind etwa Weißweine mit über 15 % Vol. heute keine Ausnahme mehr. Und das stellt vor allem die in der Ebene gelegenen Anbauzonen vor große Herausforderungen.

Terre d’Altitude & Ortslagen – Höhe läuft bei den Côtes du Rhône Villages!

Ein bisschen anders liegt die Sache freilich bei den höher, in den Hügeln der Baronnies Provençales und den Ausläufern der französischen Alpen, gelegenen Anbauzonen. Hier hinein erstreckt sich in den Départements Drôme, Vaucluse, Gard und Archèche die Appellation der Côtes du Rhône Villages. Sie umfasst aktuell 22 verschiedene Ortsangaben in 95 Gemeinden zwischen Valence und Avignon. Seit 1966 (die erste Gemeinde war Visan) werden damit Weiß- und Rotweine aus einem streng begrenzten Herkunftsbereich. Vorgeschrieben sind u.a. die verwendeten Rebsorten: offiziell zugelassen sind sage und schreibe 23 Sorten. In der Realität aber ist bei den Roten (und die machen das Gros der Weine hier aus) das berühmte Rhône-Dreigestirn Grenache, Syrah und Mourvèdre tonangebend. Dennoch unterscheiden sich die Weine der einzelnen Villages erheblich: sie spiegeln die facettenreichen Bodenzusammensetzungen der Region, die von Granit, Schiefer über Kalkstein bis hin zu Sand- und Schotterböden reicht, wider.

A new Star is born: die Ortsweine von Nyons

Die Oliven von Nyons sind bekannt, die aus der Varietät Tanches  hergestellten Olives noires de Nyons AOP. Seit kurzem hat der kleine Ort inmitten von Oliven- und Lavendelfeldern eine neue Attraktion: die neue Ortswein-Appellation Côtes du Rhône Villages Nyons. Sie umfasst insgesamt 345 Hektar Weinberge in den Orten Nyons, Mirabel-aux-Baronnies. Piégon und Venterol. Obwohl es bereits seit Ende der 1980er Jahre Bestrebungen gab, diese an den nord-östlichen Côtes du Rhône gelegenen, auf 200 bis 500 Metern hoch gelegenen Anbauflächen zu klassifizieren, hat es erst mit dem Jahrgang 2020 geklappt. Sie liegt unmittelbar neben Vinsobres, beide Gebiete zählen zu den kühlsten der Region. Dazu trägt auch der lokale kalte Wind, der „Pontias“ bei. Auch hier: Grenache, Syrache, Mourvèdre.

Alter Wegweiser in Vinsobres
Domaine Giniès - Cotes du Rhone Villages

Wie schmeckt er denn eigentlich, dieser Wein aus Nyons?

Wir haben den L’Auria 2020 von der Domaine Giniès in Pigéon für euch verkostet. EInE Cuvée aus 70% Syrah und 30% Grenache. Laut Etikett bringt er satte 15 % Vol. ins Glas – aber augepasst, hier zeigt sich der große Vorteil der höher gelegenen Weinberge! Dank der hier immer noch deutlich kühleren Nachttemperaturen reifen die Trauben sehr ausgewogen aus und es gibt immer noch genug Säure, um das Ganze im Mund lebendig und sogar fast frisch zu machen. Also keine Angst hier vor Kompott- und Marmeladentönen. Fruchtnoten hingegen sind durchaus präsent, mehr auf der dunklen, wilden Seite. Ich denke an feine Trockenfrüchte, Feigen, Blaubeeren, auch Maulbeeren, tiefgründig und würzig, das alles schön solide und kompakt gebaut, im Hintergrund getrocknete Kräuter, heller Tabak und nach einiger Zeit im Glas auch Kubebenpfeffer, Piment und Earl Grey. Schön saftig am Gaumen, die alkoholische Süße gut eingefangen. Kein Leichtgewicht, das kann man wirklich nicht behaupten, aber kein Muskelprotz auf Steroiden. Dafür viel Charme und provenzalische Sonne im Herzen. Ein wunderbarer Speisenbegleiter! Uns hat er zu einer provenzalischen Daube, einem Rinderschmortopf mir Rotwein und Orangenschale, sehr gut gefallen. Wichtig: gebt Weinen wie diesen ausreichend Luft, bevor ihr sie trinkt. Entweder gut durchlüften in einer Karaffe oder gut in einem mittelgroßen Glas schwenken.

KOOPERATION – Wir bedanken uns herzlich beim Informationsbüro Côtes du Rhône für die zur Verfügung gestellten Kostmuster und Informationen.

Weitere Informationen rund um die Weine des Rhônetals findet ihr auf der Website der Gebietsweinwerbung Inter Rhône

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