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Ein Weißwein, der wie ein Rotwein hergestellt wird: Beim Orange Wine – oder Orange Wein – werden die weißen Trauben mit den Beerenschalen vergoren, ein Verfahren, das sonst bei Rotweinen angewendet wird. Dadurch gelangen mehr Tannin und Farbstoffe in den Wein. Seine dunkelgelbe bis orange Farbe erhält er aber nicht allein durch die Maischegärung. Auch Weine aus hellen Trauben – etwa Riesling oder Silvaner – können diese Farbe bekommen. Dann nämlich, wenn sie oxidativ ausgebaut werden. Dies geschieht etwa durch die Lagerung in alten, luftdurchlässigen Holzfässern oder Tonamphoren. Solchermaßen oxidative Weine bekommen eine intensive gelb-orange Färbung.

Orange Wine wird naturnah erzeugt und ausgebaut, also biologisch oder meist sogar biologisch-dynamisch. Das heißt im Keller unter konsequentem Verzicht auf jegliche Zusätze, das Vergären mit Naturhefen und keine Schwefelung. Damit ist der Orange Wine verwandt, aber nicht identisch mit dem Naturwein. Geschmacklich liefert er ein breites Aromenspektrum, das von Vertretern der klassischen Weinherstellung häufig auch als fehlerhaft bezeichnet wird.

Die Frage allerdings ist, ob Orange Wine auch immer orange sein muss. Wenn nämlich das entscheidende Kriterium die Maischevergärung weißer Trauben ist, der Wein aber in der Folge reduktiv, also unter Ausschluss von Sauerstoff ausgebaut wird, dann ist auch ein „weißer“ Orange Wine möglich.

Dieses Verfahren der Weinerzeugung ist gerade modern, aber eigentlich Jahrtausende alt. Die Weinherstellung in großen, in die Erde vergrabenen Tongefäßen ist wahrscheinlich die älteste Form der Weinherstellung. Ein heute verbreiteter Stil des Orange Wine orientiert sich an georgischen Weinen, die durch Maischegärung produziert werden. Dieser Ausbau in Amphoren ist bis in die Antike zurück verfolgbar und rund 4500 bis 5000 Jahre alt.  Amphoren waren das damals übliche Aufbewahrungs- und Transportgefäße für Flüssigkeiten. Um sie zu stabilisieren und den Wein vor Temperaturschwankungen zu schützen, wurden die Amphoren vergraben. Diese Art der Weinbereitung hat sich bis heute in Georgien gehalten. Seit dem späten 20. Jahrhundert auch international wieder verbreitet, unter anderem in Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Österreich und Frankreich.

Siehe auch Naturwein.

 

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